Samstag, 14. Oktober 2023, Gottardo Arena, Ambrì. Die GBB zeigt ein Transparent mit der Aufschrift: PALESTINA LIBERA.
Sonntag, 15. Oktober 2023, Patinoire des Vernets, Genf. Die GBB trägt die palästinensische Flagge auf ihrer Zaunfahne. Nach einem kurzen Moment droht eine Person vom Sicherheitsdienst: «Wenn die Flagge nicht sofort entfernt wird, wird die Person, die sie montiert hat, identifiziert und mit einem Stadionverbot belegt». Auf die Frage nach einer Erklärung ist die Antwort klar: Der Sicherheitsdienst des Genfer Stadions akzeptiert keine Symbole, die mit der palästinensischen Sache in Verbindung stehen. Ja, ihr habt richtig gelesen: Das Verbot richtet sich ausdrücklich gegen jede Solidaritätsbekundung mit Palästina.
Mittwoch, 18. Oktober 2023. Der HCAP teilt der GBB mit, dass die beiden Solidaritätsbekundungen von der Liga nicht unbemerkt geblieben seien und dass diese festhalte: «dass jegliche Transparente mit politischem Inhalt in unseren Hockeystadien verboten sind, und wenn die Klubs keine Massnahmen ergreifen, um sie zu verhindern, sich die Liga das Recht vorbehält, das Kaskadenmodell anzuwenden». Das Kaskadenmodell, ein weiterer repressiver Kniff der Liga, sieht zunächst ein Verbot von Fanmaterial bei Auswärtsspielen vor, dann ein Verbot von Auswärtsfahrten insgesamt und schliesslich die Schliessung der Stehplätze im Heimstadion.

Die GBB hat stets Stellung bezogen zu den politischen und sozialen Realitäten, die uns umgeben. Mit Solidaritätsprojekten, Artikeln in der Fanzeitschrift «Lo Sgambetto», Communiqués, Fahnen und Transparenten (während des Finals im Frühjahr 1999 bekundeten wir bei jedem Spiel über unserer Zaunfahne: «La Guerra non è un film: fermiamola!») Von Palästina - mit «Sport Sotto l’Assedio» - bis Chiapas, über Kurdistan und Tibet, haben wir nie aufgehört, unsere Solidarität mit den kämpfenden Völkern zu bekunden. Wir haben uns auch immer zu lokalen Themen geäussert: die Unterstützung der streikenden SBB-Arbeitenden der Officine di Bellinzona, das Transparent gegen zweite Gotthard-Röhre, die Unterstützung des Foyers von CasaAstra, der unermüdliche Kampf gegen Repression, Rassismus und faschistische Auswürfe von Lokalpolitikern und anderen, die Stellungnahmen gegen Identitätskontrollen in den Stadien, die Unterstützung des Centro Sociale Molino.

Deshalb können wir zu den aktuellen Ereignissen nicht schweigen. Unser Gewissen verlangt von uns, an der Seite der Menschen zu stehen, die seit fast achtzig Jahren mit ansehen müssen, wie ihre Häuser und Felder durch das zionistische Projekt geraubt werden, während die internationale Gemeinschaft mitschuldig schweigt. Unsere Solidarität gilt den Menschen, die unter einem Regime der Apartheid leben und die durch den Staat Israel gerade einen Völkermord erleiden. Die Drohung der Liga passt in den aktuellen Kontext der Unterdrückung der Solidarität mit dem palästinensischen Volk und einer Vision vom Sport als reinem Showbusiness für apathische Zuschauende. In diesem Sinne wenden wir uns entschieden gegen das rechtswidrige Handeln der Liga, welche Stadionverbote und anderen Sanktionen androht. Auf welcher Rechtsgrundlage beansprucht die Liga ein solches Verbot? Wo steht geschrieben, dass «politische» Transparente nicht gezeigt werden dürfen? Würde das Zeigen der ukrainischen Flagge das gleiche «Verbrechen» darstellen? Oder die der Vereinigten Staaten? Leider ist es wieder einmal so, dass Dinge, die stören und nicht in den Status quo passen, verboten werden. In diesem Fall geht das Ganze in die Dämonisierung des palästinensischen Volkes über. Dies gilt umso mehr, als das Verbot einer Flagge oder eines Transparents ohne anstössigen Inhalt ganz offen die Meinungsfreiheit negiert, ein Konzept, dem man zustimmen kann oder auch nicht, das aber bis zum Beweis des Gegenteils in Kraft bleibt.

Jenseits von Vorschriften und Verboten bekräftigen wir als GBB, was das Stadion für uns ist und sein soll: tifo, lotta e aggregazione. Neben unserer brennenden Leidenschaft für Ambrì werden wir nicht aufgeben, unsere Ideen zu verfolgen, auf die Art und Weise und zu den Zeiten, die wir für angemessen halten. Wir werden dem palästinensischen Volk und allen Völkern, die sich im Kampf befinden, weiterhin unsere Solidarität bekunden. Wir werden uns weiterhin beteiligen und Stellung beziehen, denn - wie jemand sagte - wir hassen die Gleichgültigen und wir glauben, dass eine andere Welt möglich ist.

Non ci avrete mai come volete voi!
Palestina libera
Gioventù Biancoblu
Tifo, lotta e aggregazione